Dreiwertige Chromelektrolyte: Auswahl der Anoden
Bei dreiwertigen Chromelektrolyten herrschen andere chemische und elektrochemische Bedingungen als in klassischen, sechswertigen Chrombädern. Deshalb müssen Anoden so ausgewählt werden, dass sie die Badzusammensetzung nicht stören und keine gesundheitsgefährdenden Substanzen erzeugen.
Warum keine Chromanode in dreiwertigen Chromelektrolyten?
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Dissolutionsverhalten von Chrom
In dreiwertigen Chrombädern liegt das Chrom bereits in der Oxidationsstufe +III vor, die vergleichsweise stabil ist. Eine Chrom-Anode könnte jedoch zu unkontrollierter Oxidation zu Chrom(VI) führen:-
Chrom(VI) (sechswertiges Chrom) ist hochgiftig und krebserregend. Bereits geringe Mengen im Bad stellen daher ein gravierendes Gesundheits- und Umweltrisiko dar.
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Chrom(VI) (sechswertiges Chrom) ist hochgiftig und krebserregend. Bereits geringe Mengen im Bad stellen daher ein gravierendes Gesundheits- und Umweltrisiko dar.
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Badstabilität
Dreiwertige Chrombäder sind gezielt darauf ausgelegt, möglichst wenig bis gar kein Cr(VI) zu enthalten. Eine Chrom-Anode würde dieses Gleichgewicht stören, da bei der elektrochemischen Oxidation Cr(VI) entstehen kann. Dies beeinträchtigt die Abscheidequalität und birgt erhebliche Gefahren.
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Praxis: Inerte oder spezielle Anoden
- Platin- oder Iridium-Anoden sind sehr gute inerte Anoden, da sie gegenüber dem Elektrolyten äußerst beständig sind und praktisch kein Material abgeben. Sie sind allerdings kostspielig.
- Graphit-Anoden werden ebenfalls häufig eingesetzt, geben jedoch mitunter feine Graphitpartikel an das Bad ab (Erosion/Abrieb). Diese können sich auf der Oberfläche des Werkstücks niederschlagen und zu dunklen Abscheidungen führen.
Warum ist eine Aluminiumanode zulässig?
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Schützende Oxidschicht (Passivierung)
Aluminium bildet an seiner Oberfläche eine dichte Aluminiumoxidschicht (Al₂O₃). Diese Schicht passiviert das Metall und reduziert damit die Auflösung von Aluminiumionen ins Bad erheblich.
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Geringe Störung der Badchemie
Bei den üblichen Spannungs- und pH-Werten in dreiwertigen Chromelektrolyten verhält sich Aluminium weitgehend passiv. So gelangen nur vergleichsweise geringe Mengen Al³⁺-Ionen in den Elektrolyten, wodurch Zusammensetzung und pH-Wert kaum beeinflusst werden.
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Aluminium löst sich, scheidet sich aber nicht ab
Obwohl etwas Aluminium tatsächlich in Form von Al³⁺ ins Bad übergeht, schlägt es sich praktisch nicht als metallische Schicht aus wässriger Lösung nieder.- Aluminiumabscheidung aus Wasserlösungen ist thermodynamisch sehr schwierig, weil Wasser viel leichter reduziert wird (Wasserstoffbildung).
- Daher entsteht kein unerwünschter Aluminiumüberzug auf den Werkstücken.
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Verfügbarkeit und Kosten
Aluminium ist kostengünstig, leicht zu bearbeiten und – sofern die Passivierung zuverlässig funktioniert – ein praktikabler Anodenwerkstoff für dreiwertige Chrombäder.
Fazit
- Eine Chromanode würde in dreiwertigen Chrombädern zur unerwünschten Bildung von Cr(VI) führen, das hochgradig gesundheitsgefährdend ist.
- Aluminiumanoden sind aufgrund ihrer schützenden Oxidschicht zulässig, da sie den Elektrolyten kaum verunreinigen und keine giftigen Nebenprodukte erzeugen.
- Platin- und Iridium-Anoden gelten als sehr beständige inerte Anoden, sind jedoch kostspielig.
- Graphit-Anoden sind zwar preisgünstig, können aber durch Abnutzung Graphitpartikel abgeben, was zu dunklen Abscheidungen führen kann.